Turning a disc, and in turn, being turned as well (light blue and rosy)
Institute of Quantum Physics and Bio Science, Ulm University

  • Turning a disc, and in turn, being turned as well (light blue and rosy), 2018
    lacquered steel, 607 x 363 x 154 cm 3.25 t, 495 x 307 x 145 cm 2.45 t, 2 parts
    permanent installation at ZQB (Zentrum für Quantenphysik und Biowissenschaften), Universität Ulm
    photo: Stephan Klonk

… woher ich stamme, wohin ich falle, das ist alles überwunden. Ich drehe eine Scheibe und werde gedreht.

Gottfried Benn, Der Ptolemäer, 1949

I. Turning a disc and, in turn, being turned as well (light blue and rosy), 2018
Stahl lackiert, 607 x 363 x 154 cm, 3,25 t
II. Turning a disc and, in turn, being turned as well (rosy and light blue), 2018 Stahl lackiert, 495 x 307 x 145 cm, 2,45 t

Seit der Antike markieren Portale besondere Situationen: das Betreten neuer Räume, die Grenzüberschreitung in unbekanntes Gebiet. Sie laden dazu ein, den dahinterliegenden Raum zu entdecken und selbst zu erschließen. Es sind Orte der Begegnung und des aktiven Austausches, die unerwartete Perspektivwechsel ermöglichen und die eigene Position klarer hervortreten und erlebbar werden lassen.

Zwei miteinander korrespondierende Portale aus jeweils 15 mm Stahl, welche sich frei auf dem durch eine Wiese und drei Eichenbäumen strukturierten Feld verteilen.
Die beiden Portale sind jeweils zweifarbig, in zartem Rosé und hellem Lichtblau, gehalten. Diese Farbigkeiten sind inspiriert von den für das Forschungszentrum relevanten Anomalien in der Gitterstruktur von künstlich erzeugten Diamanten, die das Zentrum für die Untersuchung von einzelnen Proteinen befähigt.
In ihrer Grundform leicht variiert, legt jeder Blickwinkel durch die Portale neue Durchsichten, veränderte Licht- und Schattenwürfe, Farbnuancierungen, Höhen und Tiefen frei.
Es sind die Orte des Menschen, die mich beschäftigen, im Raum und in der Zeit, was hier insbesondere im Zentrum für Quanten- und Biowissenschaften Ulm, durch das einmalige Aufeinanderandertreffen der unterschiedlichen Wissenschaften, der unterschiedlichen integralen Arbeitsgruppen stark vertreten ist. Man trifft sich und spricht, sinnt nach, geht (im Sinne der Peripatetik) oder verweilt. So steht das Portal an sich seit der Antike für die Hervorhebung einer Eingangssituation, aber auch für Grenzüberschreitung. Es animiert zum Durchschreiten. Es fordert auf, den dahinter liegenden Raum zu entdecken. Hier eröffnet sich eine Parallele zu den Techniken abstrakter, fundamentaler Forschung bis hin zur ihren Anwendungen.
Die zweiteilige Arbeit mit ihren Durchgängen zeigt klare Durchblicke, die der Betrachter selbst erforschen kann. Doch in der leichten Verstellung des jeweiligen Durchgangs, zeigt sich auch eine geschlossene, farbige Fläche. Erst durch die eigene (physische) Aktivität, den Perspektivwechsel, können neue Konstellationen und Durchblicken entstehen, so wie in der Forschung. Zudem führt ihre Aufstellung dazu, dass mindestens einmal im Jahr das Sonnenlicht in einem ganz bestimmten Winkel durch die Portale fällt und so einen klar gebündelten Sonnenstrahl erzeugt.
Das Portal ist stets Ausdruck einer Gemeinschaft und Ausdruck des Austausches, was hier physisch und sinnlich erfahrbar ist. Es ermöglicht den Blick in einen neuen, geistig / utopischen wie auch physisch erlebbaren Raum. Es ist möglich, sich zu begegnen. Denn die Arbeit „Turning a disc and, in tun, beeing turned as well (light blue and rosy)“ ist immer von zwei Seiten aus durchdringbar.
Begrifflichkeiten wie Gehen, Schreiten, Denken, Diskutieren, Kommunizieren, Konzentration, Forschen, Sinnen, Wandeln, Schatten, Licht und Durchlichtung, Wiederholung und Position definieren die beiden Skulpturen. Diese physisch wahrnehmbaren Parameter machen den Gang durch und um die Arbeit zu einem selbstreflektierenden Prozess, indem der Betrachter die Möglichkeit hat sich neu zu verorten. Bei Sonnenschein im Schatten der Arbeiten zu verweilen, sich an einem oder dem anderen Portal zu treffen und sie aber auch spielerisch zu entdecken und als weithinsichtbares Zeichen wahrzunehmen.
In ihrer bewegten Setzung akzentuieren und eröffnen die beiden Portale spielerisch die großzügigen Dimensionen des Innenhofs, klar und leicht gesetzt ragen sie in die Höhe und verbinden auf markante Weise die Ebenen des Baukörpers.