or am I seduced by its ambient mauve
Herrenhaus Edenkoben
2015

  • installation view: Or am I seduced by its ambient mauve
    photo: Thomas Henne

or am I seduced by its ambient mauve
May 24 – June 14, 2015
Herrenhaus Edenkoben

Wie entsteht ein Ort? Ausgehend von dieser Frage begeht Madeleine Boschan in ihrer Ausstellung or am I seduced by its ambient mauve im Herrenhaus Edenkoben den Versuch einer territorialen Bestimmung. Bezugspunkt ihrer Auseinandersetzung ist der vorgefundene Boden des Ausstellungssaals im barocken Anwesen, welches, eingebettet in die Szenerie pittoresker Weinberge, im Frühjahr 2015 während eines Residenzstipendiums ihr temporäres Domizil bildet. Basierend auf den nahezu unsichtbaren Umrissen von Unregelmäßigkeiten, leeren oder ausgebessert-gefüllten Stellen im historischen Dielenfußboden, entwickelt sie neun hermetisch schwarze, plastische Körper, die nicht nur für, sondern regelrecht mit der jeweiligen Umgebung entstehen. Boschan löst die aufgespürten Versatzstücke aus ihrem ursprünglichen Kontext heraus, um ihre Formen im weiteren Prozess zu analysieren, zu interpretieren und zu klären.
Dazu verwendet sie »Spinell-Schwarz«, ein spezielles Pigment mit tiefem Schwärzungsgrad, das aufgrund seiner hohen Lichtabsorbtion so gut wie keine Remission aufweist und deshalb vor allem für militärische Stealthoder Tarntechniken eingesetzt wird. Womit die einzelnen Plastiken äußerst schwer zu fokussieren sind und ihrer Gegenwart im Raum zwischen Erscheinen und Verschwinden fast schon etwas Geisterhaftes anhaftet.
Mit formalem Bezug zur Konkreten Kunst oder dem Minimalismus ebenso wie zur rituellen Frühgriechischen oder Afrikanischen Skulptur kontrastiert die »harte Fügung« (Friedrich Hölderlin) ihrer Parataxen die romantische Umgebung der lichtdurchfluteten Ausstellungsräume. Das entstehende poetische System gliedert und strukturiert durch die rhythmisch gebrochene Anordnung der einzelnen Plastiken, wie mit musikalischen Pausen, den umliegenden Raum als topografisches Feld und markiert gleichzeitig den Ort, der zwischen ihnen liegt – unseren teilnehmend-betrachtenden Aufenthalt.

Text: Lisa Felicitas Mattheis